
SMR - SMART MARKETING REAKTOR
Beim letzten Treffen der Österreichischen Anti-Atom-Organisationen (ÖNA) wurde beschlossen den irreführenden und verniedlichenden Begriff »Small Modular Reactor« (SMR) zu ersetzen und diese ausschließlich auf dem Papier existierenden, eierlegenden Woll-Milch-Säue der Atomindustrie in Zukunft als »Smart Marketing Reactor« zu bezeichnen. Diese Namensänderung soll die massive Propaganda der Atomindustrie entlarven, die versucht, Atomkraftwerke als klein, ungefährlich und billig darzustellen.
Trotz Trommelfeuer in Medien und Social Media ist es ist lediglich die Diskussion um Atomkraft, die derzeit eine Renaissance erlebt. Real zeigt der Trend für die weltweite Stromproduktion aus Kernenergie im Vergleich zu anderen Energieträgern seit Jahren nach unten. Nur einige wenige Länder wie Frankreich, Polen, die USA, China und Japan planen einen neuerlichen Ausbau. Auch afrikanische Länder sind interessiert, da die Atomlobby mit umfangreichen Unterstützungen lockt. Eine vermeintlich revolutionäre Lösung sind SMRs – vermeintlich kleine und angeblich modulare Atomkraftwerke, die als sicherer, günstiger und flexibler beworben werden.
Es handelt sich aber vielmehr um eine gezielte Marketingstrategie der Atomlobby, um Milliardeninvestitionen zu sichern und die Energiewende zu verzögern.
SMR sind nur Papiertiger
Die Realität zeigt anders. Das US-Unternehmen Nuscale plante in Utah sechs SMRs mit je 462 Megawatt bis 2028 fertigzustellen, musste das Projekt aber einstellen. Der Projektpartner, ein Zusammenschluss regionaler Energieversorger (UAMPS) sprang wegen explodierender Kosten ab. Deshalb werden nun osteuropäische Staaten wie Polen als neue Investoren zur Umsetzung von SMRs umworben, die dann auch EU-Gelder für die Projektentwicklung einsetzen könnten. Das britische Unternehmen Rolls-Royce entwickelt auch einen SMR mit 470 Megawatt Leistung – bislang ebenfalls ohne funktionierenden Prototyp.
Ob diese Reaktoren tatsächlich modular sind, ist ebenfalls fraglich. Die Idee, sie in Fabriken zu produzieren und an beliebigen Orten schnell aufzustellen, bleibt ein Versprechen, das seit Jahrzehnten nicht eingelöst wurde.
Auch über die Kleinheit der neuen Reaktoren lässt sich streiten – entgegen der eigenen Definition der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), die SMRs als Reaktoren mit maximal 300 Megawatt klassifiziert, ist bei neueren Planungen - wie jener von Rolls-Royce - bereits von Reaktoren mit bis zu 500 MW die Rede. Eine historisch durchaus typische Größe für AKWs der 50er bis70er Jahre.
Ebenso verhält es sich mit den angeblich neuen Natrium- bzw. Thorium-Reaktoren, deren Prototypen ebenfalls bereits vor Jahrzehnten getestet und verworfen wurden.
Erneuerbare schlagen Rebranding
Dies zeigt, wie flexibel die Atomindustrie ihre Begriffe anpasst, um ihre Technologie als klein und ungefährlich darzustellen und wie gerne alter Wein in neuen Schläuchen angepriesen wird.
SMRs sind also nichts anders als „Smart Marketing Reactors“ – ein geschicktes Narrativ, das Modularität, Kleinheit und Harmlosigkeit suggeriert, obwohl es kaum realisierbar ist – schon gar nicht zeitnah.
Eine Studie des Institute for Energy Economics and Financial Analysis (2024) sieht SMRs weiterhin als zu teuer, zu langsam und zu risikoreich. Der Strompreis aus solchen Reaktoren dürfte weit über dem von Wind- oder Solarenergie liegen.
Schon derzeit ist Strom aus Atomkraft rund drei Mal so teuer wie aus Erneuerbaren Energiequellen – wie der World Nuclear Industry Status Report 2024 belegt. Atomkraftwerke sind ohne massive staatliche Förderungen und Begünstigungen nicht wettbewerbsfähig.
Letztlich dient die massive PR-Kampagne für SMRs vor allem dazu, Milliarden an Fördergeldern in die Atomindustrie zu lenken, ohne dass ein funktionierendes Produkt existiert.
Fotocredit: Wolkenschloss AKW, chatGPT, 6. Mai 2025