Reisebericht Namibia

PLAGE-Aktionsleiter Thomas Neff bereiste im Sommer 2015 Namibia. Nicht nur mit einer Reisegruppe als Tourist, sondern gleichfalls, um sich über den weltweit größten Uran-Tagebau zu informieren.

"Die Rössing Mine ist ein drei Kilometer langer, eineinhalb Kilometer breiter und 400 Meter tiefer (!) Tagebau. Weil der Uranpreis derzeit niedrig ist, läuft die Produktion nicht auf vollen Touren. Wenn der Preis wieder "stimmt", ist eine Vergrößerung bis zu 800 Meter Tiefe und entsprechender Ausdehnung geplant", berichtet Neff. 

Namibia gilt als fünftgrößter Uranproduzent weltweit (2014). Die Rössing Mine befindet sich 65 Kilometer nordöstlich von Swakopmund und ist seit 1976 in Betrieb. Der Betreiber der Mine, die Rössing Uranium Ltd., befindet sich zu knapp 70%  im Besitz der britisch-australischen Bergwerksgruppe Rio Tinto. Weitere Hauptanteilseigner sind die Regierungen des Irans und Südafrikas. Der namibische Staat ist lediglich mit 3% an dem Unternehmen beteiligt. 

Informationen aus erster Hand holte sich Neff von der Umweltaktivistin Bertchen Kohrs, Leiterin der Organisation "Earth Life Namibia". Kohrs lebt seit 42 Jahren in Namibia. 

Uranabbau: untragbarer Flächen- und Wasserverbrauch, unaushaltbare Umweltverschmutzung

"Der Tagebau verursacht eine Unzahl von Problemen. Das Gestein wird gesprengt, zerkleinert und das Uranerz chemisch mit Säuren aufbereitet. Durch den Staub geraten die radioaktiven Partikel in die Luft. Bei der folgenden chemischen Aufbereitung bleiben Unmengen von radioaktivem Material (die sog. tailings) übirg, die von den Minengesellschaften meist einfach sich selbst überlassen werden." Allein 2005 seien 19,5 Millionen Tonnen Erz abgebaut worden, um 3.711 Tonnen Uranoxid zu gewinnen. Zur Aufbereitung und Herstellung dieses Yellowcakes (pulverisiertes Urankonzentrat) seien mehr als 226.000 Tonnen Schwefelsäure und drei Millionen Kubikmeter Wasser verbraucht worden, führt Neff ins Treffen. Belastet werde durch den Abbau auch der unterirdisch fließende Kahn-Fluss, der in den Swakob führt, der schlussendlich ins Meer mündet. 

Der Abbau ist nicht nur für die Umwelt, die Arbeiter und die Bevölkerung eine große Gefahr, sondern auch ein Beispiel für die massive Ausbeutung eines afrikanischen Landes. Neff: "Der Großteil des Gewinnes fließt an ausländische Konzerne. Die Wertschöpfung bleibt nicht im Land, sondern nur der Dreck." Zudem werden die Rechte der dortigen Bevölkerung mit den Füßen getreten. Ein weiteres Beispiel für derart ausbeutende Strukturen ist der Transport von Kupfererz aus Bulgarien nach Namibia. Wegen seines großen Arsengehalts darf Kupfererz in Europa nicht verarbeitet werden. So wird es kurzerhand nach Namibia gebracht und dort geschmolzen. 

"Die radioaktive und chemotoxische Belastung bleibt in Namibia. Europa verlagert seine Probleme nach Afrika. Da darf man sich nicht wundern, wenn die Menschen zu uns kommen", führt Neff sichtbar schockiert aus. 

Umso wichtiger ist der internationale Kampf gegen die Atomenergienutzung. Dieser fängt mit dem Kampf gegen den Uranabbau an. 

Atomkraft - Nein Danke!