Angebot für Schulen: Mess- und Experimentierkoffer zum Thema Radioaktivität. Ab sofort in der PLAGE ausleihbar.

>>> Update: am 16. Dezember 2021 erschien im Der Standard ein Bericht von Thomas Neuhold über den PLAGE Mess- und Experimentierkoffer. 

(Salzburg, 2. Dezember 2021) Dr. Peter Machart, Lehrer und Vorstandsmitglied des Salzburger Anti-Atom-Vereins Plattform gegen Atomgefahren (PLAGE), hat für SchülerInnen einen Mess- und Experimentierkoffer zum Thema Radioaktivität entworfen. Das Angebot richtet sich an LehrerInnen und kann ohne jegliche Vorkenntnisse umgesetzt werden. Geeignet ist der Koffer ab der 8. Schulstufe in allen Schulen, vorzugsweise im Fach Physik. Machart hat sich im Rahmen seiner Dissertation mit „Radioaktivität an Schulen“ beschäftigt. Dabei wurde ihm schnell klar, dass es hier an „didaktisch gut aufbereitetem Material mangelt“. Der Standard berichtete am 

Ein Messkoffer zum Thema Radioaktivität für SchülerInnen in Salzburg? Werden Jugendliche damit nicht unnötig beunruhigt – in einem Land ohne Atomkraftwerke und Atomwaffen?

„Mein Ziel bei der Erstellung des Messkoffers war, das in Schulbüchern sehr abstrakt behandelte Thema „Radioaktivität“ greifbar zu machen. Radioaktivität kann man nicht schmecken, nicht sehen und ohne Geigerzähler auch nicht hören. Deshalb ist sie für manche ein Schreckgespenst und für andere gar nicht vorhanden. Häufig wird mit Verdrängung oder Panik reagiert. Es geht aber darum, Radioaktivität und die mit ihr verbundene Gefahren richtig einschätzen zu können", erklärt Machart. 

Bilder v.li.n.re.: Der Messkoffer enthält Geigerzähler, genehmigungsfreies, schwach radioaktives Material und unterschiedliche Versuchsanordnungen / Dr. Machart mit dem Begleitheft für LehrerInnen / Ein Versuch aus dem Messkoffer zur Abschirmungswirkung unterschiedlicher Materialien

Strahlungsquellen im Alltag

Eine Grundgefährdung stellen nach Machart Atomkraftwerke im benachbarten Ausland dar. Das Risiko von „Störfällen“ sei normaler Dauerzustand, keine Ausnahme. Auch wird trotz eines deutschen Atomausstiegs das in Atomkraftwerken als Abfallprodukt anfallende Plutonium noch mindestens für 250.000 Jahre (das entspricht zehn Halbwertszeiten) strahlen. Und wir sind ständig von natürlicher Radioaktivität umgeben, die je nach Ausgangsgestein und Höhenlage variiert. Das radioaktive Edelgas Radon etwa kann sich vom Boden ausgehend in Wohnräumen anreichern. Radon ist immerhin für rund zehn Prozent der Lungenkrebserkrankungen verantwortlich. Die Granite in Nordösterreich setzen beispielsweise überdurchschnittlich viel Radon frei. Auch Innsbruck und Umgebung sind im Verhältnis zum restlichen Österreich stärker betroffen. Das Gas ist aber messbar und sehr flüchtig – die regelmäßige Belüftung von Kellern schafft beispielsweise Abhilfe. „Das muss man aber wissen“, betont Machart.

Wissen, um weniger Angst vor Radioaktivität zu haben?

„Respekt vor und Wissen um das Thema Radioaktivität sind für mich wichtige Bausteine, um das Thema im gesellschaftlichen Kontext überhaupt richtig einordnen und vielleicht sogar politisch handeln zu können. Mit dem Koffer kann ganz konkret die Wirkung von Zeit, Distanz und Abschirmungen auf Radioaktivität beobachtet werden. Die Versuchsanordnungen sind für LehrerInnen in einem Begleitheft ganz genau beschrieben und erklärt.

Das Colaschaum-Experiment und Inhalte des Messkoffers

Der Koffer enthält Gedankenexperimente zur Halbwertszeit, einem zentralen Begriff der Radioaktivitätslehre, von dem es häufig falsche Vorstellungen gibt. Das Colaschaum-Experiment führt Zerfallsprozesse vor Augen, damit lässt sich eine Analogie zur Halbwertszeit herstellen. Auch das Würfel-Experiment zielt in die gleiche Richtung. Der Koffer ermöglicht bis zu dreißig SchülerInnen im Stationenbetrieb Messungen und Experimente mit Geigerzählern, genehmigungsfreiem schwach radioaktiven Material und entsprechenden Versuchsanordnungen.

Von radioaktiven Pechblenden zum Messkoffer

PLAGE-Aktionsleiter Thomas Neff und Peter Machart haben im Jahr 2016 in biologischen Sammlungen an Salzburger Schulen radioaktive Gesteine gefunden, die dort ungesichert ohne Wissen des Lehrkörpers gelagert waren. Das wurde behoben. In seiner Dissertation hat sich Machart dann vertiefend mit dem Thema „Radioaktivität an Schulen“ und auch mit dem Unterricht darüber beschäftigt. Nach einer ersten Umfrage unter LehrerInnen wurde ihm rasch klar, dass es hier an „didaktisch gut aufbereitetem Material“ fehle.

Fotocredits: Harald Steinbichl / Roadside Picnic bei Strahlenmessungen in Fukushima (Titelbild) & PLAGE (Galerie)