Brustkrebs-Screening: Frau zwischen den Fronten

Am 28. November 2014 veranstaltete die PLAGE in Kooperation mit dem Frauenreferat der ÖH Salzburg einen Vortrag von Prim. Dr. Mosser zu diesem brisanten und in der Öffentlichkeit tendenziell einseitig befürworteten Thema: Pro & Contra Mammographie.

Die PLAGE beschäftigt sich seit langem - auf einer Nebenschiene - mit den Auswirkungen ionisierender Strahlung in der Medizin. Im Jahr 1996 veranstalteten wir beispielsweise eine Podiumsdiskussion mit namhaften VertreterInnen der Salzburger Fachgruppe Radiologie, der Gebietskrankenkasse sowie weiteren ExpertInnen zu den Nutzen und Risiken der Röntgendiagnostik. Unter der Leitung von Thomas Neff und in Zusammenarbeit mit dem Biophysiker Dr. Franz Daschil entwarf die PLAGE 1998 einen Röntgen- und Strahlenpass. Damit sollte die Wirkung von Strahlendosen, die sich im Laufe eines Lebens kumulieren, für PatientInnen nachvollziehbar aufgezeichnet werden. Jahrzehntelang hat sich die PLAGE für eine flächendeckende Implementierung eingesetzt, wie es nun (endlich) in der Steiermark versucht wird.

Für die Veranstaltung am 28. November 2014 konnten wir Primar Dr. Hans Mosser gewinnen. Dr. Mosser leitet die Radiologie am Universitätsklinikum Krems, wo er zudem als Strahlenschutzbeauftragter fungiert. Im Hinblick auf Brustkrebs, Früherkennung und Screening scheint, wie Mosser in seinem Vortrag anschaulich darstellte, statt sachlicher Information Panikmache zu dominieren. Mit der angstmachenden, jedoch nur hypothetischen Statistik, nach der jede 8.-10. Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs erkranken soll, sollen gesunde Frauen routinemäßig durch die Mammographie geschleust werden – in Österreich seit Anfang 2014 flächendeckend. Dr. Mosser kritisierte den Hype um den „allgegenwärtigen“ Brustkrebs scharf. Über die mit dem Früherkennungsprogramm verbundenen Risiken werde kaum oder sogar bewusst falsch informiert. Beispielsweise werden infolge von sog. Überdiagnosen gesunde Frauen erst zu Brustkrebspatientinnen. Oder die mit häufigen Mammographien verbundene Strahlenbelastung wird durch den irreführenden (!) Vergleich mit einem Transatlantikflug, wie Mosser eindrücklich mit Zahlen belegte, verharmlost. Es fehle eine öffentliche Debatte, damit frau subjektiv eine informierte Entscheidung in Bezug auf Mammographie treffen kann.

Dr. Mosser trug mit wissenschaftlich fundierten Kenntnissen, mit viel Sachverstand, Feingefühl und dem notwendigen Humor zu einer ausgewogenen Debatte der Thematik "Brustkrebs-Früherkennung durch Mammographie" bei. Mit "standing ovations" drückten rund 90 BesucherInnen schließlich ihre Anerkennung für den qualitativ hochwertigen Vortrag aus. Die PLAGE bedankt sich sehr herzlich bei Dr. Mosser und für Ihr Kommen!